» STATEMENTS » Dr. Werner Kleine
  Startseite Ausgabe 11 | 1.0/2.0 – Welche Chancen bietet Web 2.0 und wie sollte Kirche sie nutzen?
  ÜBERSICHT | EDITORIAL | TITELSTORY | INTERVIEW | STATEMENTS | ÜBER DIE AUTOREN
Diese Seite empfehlen Als Druckversion öffnen Als PDF herunterladen
  ZURÜCKBLÄTTERN WEITERBLÄTTERN
     
 
Text: Dr. Werner Kleine  

Dr. Werner Kleine, Jahrgang 66, hat katholische Theologie studiert. Er ist Pastoralreferent im Erzbistum Köln. Seit 2004 arbeitet er unter anderem in der katholischen Citykirche in Wuppertal. Ebenfalls ist er der Organisator der Internetprojekte
www.kath-2-30.de und www.mystagogische-kirchenfuehrung.de

 
   

 

 

 

"Herr Dr. Kleine, Sie sind Pastoralreferent der Citykirche Wuppertal und Webmaster des Blogs www.kath-2-30.de. Warum haben Sie sich für einen modernen Internetauftritt entschieden und was haben Sie anderen christlichen Websites voraus?"

Die katholische Citykirche Wuppertal ist ein citypastorales Projekt, dessen Besonderheit in einem aufsuchenden pastoralen Ansatz liegt. Im Unterschied zu anderen citypastoralen Projekten wird deshalb kein Café oder Buchladen unterhalten. Stattdessen werden die Menschen in ihrem Alltag, auf den Straßen und Plätzen der Stadt aufgesucht.

Zum Alltag der Menschen gehört mittlerweile wie selbstverständlich auch das Internet. Hier ist ein moderner Platz der Meinungsbildung und Diskussion, ein Ort, an dem reale Politik gemacht wird und der gerade deshalb die Lebensgestaltung des Einzelnen beeinflusst. Wenn Citypastoral die Orte aufsucht, an denen die Menschen leben, kommt citypastorales Handeln am Internet nicht vorbei.

Das Internet ist heute ein vielschichtiges und komplexes Medium. Neben den klassischen Internetauftritten und Homepage gewinnen vor allem die Möglichkeiten des Web 2.0 an Bedeutung. Das Web 2.0 ist besonders auf Interaktion angelegt. Jeder Nutzer sendet und empfängt. Dabei ist das Internet, gerade das Web 2.0 und die darin realisierten sozialen Netzwerke wie Facebook oder Twitter schnelllebig. Wer einmal die Timeline bei Twitter beobachtet, merkt schnell, dass die aktuelle Meldung gerade mal ein paar Sekunden auf der Oberfläche erscheint und dann schnell nach unten rückt.

Für die Ästhetik eines Internetauftrittes hat das Konsequenzen. Ästhetik ist die Kunst der Wahrnehmung. Wenn wir als Kirche im Netz wirklich wahrgenommen werden möchten, müssen wir die kommunikativen Regeln des Netzes befolgen. Dabei ist zuerst zu beachten, dass auch Virtualität real ist. Am anderen Ende sitzt immer ein Mensch. Ähnlich wie das Telefonieren ist das Internet nichts anderes als technisch vermittelte Kommunikation. Allerdings folgt das Internet eigenen Regeln. Gerade das Web 2.0 ist spielerisch angelegt: Man klickt mal hier und mal da. Klicken geht dabei vor Scrollen. Das Web 2.0 ist ein optisches Medium. Audio-visuelle Elemente werden eher wahrgenommen als textbasierte. Hier entsteht der erste Eindruck der entscheidet, ob der Nutzer auf einer Seite bleibt (und vielleicht noch einen ausführlicheren Text zu einem Thema liest) oder ob er abspringt.

Viele andere christliche Internetseiten setzen im Netz die vertraute Kirchenästhetik fort. Es gibt wenig Überraschendes. Das aktive Kirchenmitglied findet meist nichts Neues und der Fernstehende wird seine Vorurteile bestätigt finden. Das trägt nichts aus. Ähnlich ist der Kirchenauftritt in vielen sozialen Netzwerken: Wer hier nur auf "Freunde" setzt, die ohnehin seiner Meinung sind, wird nichts bewegen. Es steht zu befürchten, dass geplante christliche Communities wie cathoo.net oder F1stlife selbstredundant bleiben und wenig Ausstrahlung haben werden. Die Möglichkeiten des Internet erschöpfen sich nicht nur in der Selbstbestätigung.

Unser Internetprojekt Kath 2:30 (www.kath-2-30.de) versucht hier einen anderen Weg. Es nimmt die Regeln des Web 2.0 ernst. In kurzen Video-Clips, Karikaturen oder Slideshows werden theologische oder biblische Themen internetaffin aufgearbeitet. Der eigentliche Clip (ohne Abspann) soll daher nicht länger als 2 Minuten und 30 Sekunden sein (daher der Name). Wer dann mehr wissen möchte, kann sich über weiterführende Artikel tiefer informieren oder über Kommentare, Mail, Twitter oder Facebook mit uns in Kontakt treten. Kath 2:30 richtet sich sicher auch an gestandene Christen. Die eigentliche Zielgruppe sind aber die sog. Fernstehenden. Ihr Interesse zu wecken ist das Ziel von Kath 2:30.

Kath 2:30 ist seit Juni 2009 online. Im Jahr 2010 besuchten fast 160.000 User die Internetseite. Und die Zugriffszahlen steigen weiter. Für uns ist das eine Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

 

nach oben

 

     
  ZURÜCKBLÄTTERN WEITERBLÄTTERN
  ÜBERSICHT | EDITORIAL | TITELSTORY | INTERVIEW | STATEMENTS | ÜBER DIE AUTOREN
Diese Seite empfehlen Als Druckversion öffnen Als PDF herunterladen