» STATEMENTS » Oliver Hoesch
  Startseite labern/verkünden: Die christliche Blogosphäre
  ÜBERSICHT | EDITORIAL | TITELSTORY | INTERVIEW | STATEMENTS | ÜBER DIE AUTOREN
Diese Seite empfehlen Als Druckversion öffnen Als PDF herunterladen
  ZURÜCKBLÄTTERN WEITERBLÄTTERN
     
 

Text: Oliver Hoesch

 

Oliver Hoesch, Journalist und Theologe, ist seit 2011 Sprecher der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Nachdem er ein Jahr in Kalifornien als Kirchenmusiker verbracht hat, studierte er evangelische Theologie in Mainz, Tübingen und Heidelberg und war als freiberuflicher Journalist unterwegs. Nach dem Volontariat in der Stuttgarter Evangelischen Rundfunkagentur arbeitete er als Wirtschaftsredakteur und CvD beim Fernsehen der Deutschen Welle in Berlin.

 
   

 

 

 

„Herr Hoesch, Sie sind Sprecher der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, auf Ihrer Website bieten Sie ein Glaubens-ABC für Menschen an, die "nur Bahnhof verstehen". Das Lexikon erklärt die wichtigsten Begriffe aus kirchlichem Umfeld in verständlicher Sprache. Warum bedarf es überhaupt einer Übersetzung? Macht es Kirche ihren Gläubigen nicht noch schwerer, wenn sie für den nächsten Gottesdienst Vokabeln büffeln müssen? Und warum arbeitet Kirche nicht ausschließlich mit einfacher Sprache?“

Gegenfrage: Erklären Sie mir kurz, was beim Fußball „Abseits“ ist? Wer Fußball spielt oder gar den Schiri-Schein macht, weiß natürlich sofort, worum es geht. Wer nur zur Weltmeisterschaft am Fernseher dabei ist, häufig nicht.

Deutlich komplizierter wird es in der Juristerei: Mord oder Totschlag? Fahrlässig oder grob fahrlässig? Im Laufe der Zeit hat sich ein hochkomplexes, auf dem Fundament der römischen Rechtsprechung basierendes System entwickelt.

Ähnlich beim christlichen Glauben: Er ist entstanden im Bereich hebräischen Denkens - darin gab es z. B. keinen abstrakten Begriff für Universum, das wurde einfach mit Himmel und Erde umschrieben. Dann wanderte dieser Glaube mit dem Apostel Paulus in die Geisteswelt des griechischen Denkens, das geprägt war von den großen Philosophen Aristoteles und Platon (die Himmel und Erde abstrakt Kosmos nannten). Die große Verbreitung des Christentums geschah in der Sphäre römischen Denkens. Dass sich dadurch ein immens komplexes und in jeder Generation seiner 2000-jährigen Geschichte neu durchdachtes und philosophisch und existentiell durchdrungenes Gedankengebäude entwickelt hat, ist leicht nachvollziehbar. Jedes derart komplexe System schafft sich seine Sprache, die Werkzeug des Denkens und der filigranen Differenzierung ist. Deshalb hat die Theologie auch ihren Ort an der Universität und angehende Pfarrerinnen und Pfarrer setzen sich dort mit dieser theologischen Gedankenwelt auseinander. Und sollen dann alltagstauglich davon sprechen. Da sind sie in guter Gesellschaft mit anderen Akademikern wie Ärzten oder Rechtsanwälten, die komplexe Sachverhalte erklären müssen.

Wer vom Glauben spricht, hat sogar eine noch größere Aufgabe als Ärzte oder Rechtsanwälte. Denn es geht nicht nur darum, verständlich vom Glauben zu sprechen. Das ist nur der erste Schritt, der die Durchdringung des Themas sowie Fleiß und Kreativität bei der sprachlichen Umsetzung voraussetzt. Da reicht es übrigens auch nicht, nur einfache oder leichte Sprache zu verwenden; die kann an der einen Stelle Hilfe, an der anderen Hindernis sein.

Zum verständlichen Sprechen vom Glauben zum Beispiel im Gottesdienst kommt hinzu, dass dieser Glaube für den Hörer relevant gemacht werden muss.

Also: Es hilft nicht, Abendmahl mit Abendessen zu übersetzen. Es gilt zu erklären, was Abendmahl bedeutet – was es damals bedeutet hat und heute für mich bedeutet. Wenn es gelingt, die Verbindung der christlichen Botschaft in meinen Alltag herzustellen, werde ich auch den Sachverhalten und Hintergründen nachforschen wollen, die sich möglicherweise nicht gleich erschlossen haben. Dafür ist dann ein Glaubens-ABC gedacht...

 

 

 

 

nach oben

     
  ZURÜCKBLÄTTERN WEITERBLÄTTERN
  ÜBERSICHT | EDITORIAL | TITELSTORY | INTERVIEW | STATEMENTS | ÜBER DIE AUTOREN
Diese Seite empfehlen Als Druckversion öffnen Als PDF herunterladen