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Text: Elke Rudloff  

Elke Rudloff ist Pfarrerin und lebt in Dortmund. Seit 2009 ist sie Senderbeauftragte für ZDF-Gottesdienste bei der evangelischen Rundfunkarbeit. Davor widmete sie sich als Gemeindepfarrerin besonders der Seelsorge und entwickelte neue geistliche Angebote für Menschen der mittleren Generation. In dieser Zeit war sie auch Hörfunkautorin beim WDR und Sprecherin beim Wort zum Sonntag.

 
   
 
 

 

 

 

„Frau Rudloff, Sie sind Pfarrerin und Senderbeauftragte für ZDF-Gottesdienste im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik und beschäftigen sich mit eher unkonventionellen Gottesdiensten, zum Beispiel für Kirchenferne. Wie müssen sich Gottesdienste zukünftig sprachlich und inhaltlich wandeln, um wahr- und ernst genommen zu werden? Und wie erreicht Kirche, dass Glaubenskritische überhaupt an einem Gottesdienst teilnehmen und auch wiederkommen?”

Soviel Zeit hätte ich auch gerne für meine normalen Gottesdienste!“ seufzt manche Fernsehpfarrerin. Ja, Fernsehgottesdienste kosten Zeit. Wegen der riesengroßen Gemeinde. Und weil sie mit anderen Sendungen verglichen werden. Also feilt die Pfarrerin meist gründlicher an ihrer Predigt; übt der Lektor den Blickkontakt mit den Zuhörern und feudelt der Küster die Kirche auch in der hintersten Ecke. Denn die Kamera entdeckt alles. Und die Mitwirkenden sollen keinen „Auftrittskater“ bekommen, wenn sie sich später auf dem Bildschirm sehen.

Eine gute Vorbereitung hängt jedoch nicht nur vom Terminkalender ab, auch von der inneren Haltung. Und die kostet nicht unbedingt Zeit. Etwa das Bewusstsein, dass Gottesdienste öffentlich sind. Wer mit Zufallsbegegnungen rechnet, prüft genauer, für wen das gewählte Thema wirklich relevant ist; wie Erfahrungen im Gottesdienst verständlich, echt und überzeugend zur Sprache kommen können oder wem ein biblischer Text auf den Leib geschrieben ist. Wie berührend klingt z.B. Psalm 8 aus einem Kindermund und wie tief geht Jesu Seligpreisung der geistlich Armen unter die Haut, wenn sie der junge Mann mit Down-Syndrom sagt, der immer in der achten Reihe sitzt!

Er und die anderen Besucher werden es ihrer Predigerin danken, wenn die Gottesdienste ein klar erkennbares Thema haben, das sich wie ein gut gespannter roter Faden schlüssig durchzieht. Dabei darf die Begrüßung natürlich nicht gleich verraten, worauf es am Ende hinausläuft, sonst ist Langeweile vorprogrammiert.

Herzstück protestantischer Gottesdienste ist die Predigt. Manche Fernsehredakteure hätten sie für Fernsehgottesdienste am liebsten schon abgeschafft. Weil viele Menschen nicht mehr länger als fünf Minuten zuhören können. Für die Gottesdienste der Zukunft ist damit zu rechnen, dass die Besucher ihre TV-Sehgewohnheiten mitbringen, also schnelle Wechsel und Kommunikation auf Augenhöhe erwarten. Darauf haben viele Gemeinden mit dem sogenannten „zweiten Programm“ reagiert und die unterschiedlichsten Gottesdienstformen für und mit „Kirchendistanzierten“ entwickelt. Gut so, in einer pluralistischen Kirche sind sie unverzichtbar.

Doch auch für die klassische Predigt  empfiehlt sich eine dialogische Grundhaltung und ein abwechslungsreicher Aufbau. Gegenpositionen oder besondere Erfahrungen können z.B. von anderen Mitwirkenden gesprochen werden. Und manche Predigt, die neben Überzeugungen auch ehrliche Zweifel enthält, darf mit einer offenen Frage enden. Auf der Kanzel und am Altar ist vieles möglich, nur eines nicht: Blutleere Schriftsprache. Die hindert die Pfarrer zudem am Blickkontakt mit der Gemeinde.

Womit wir bei den Dingen angekommen sind, die doch etwas Zeit kosten: Das Training der Körpersprache. Sie macht 80% der Kommunikation aus, der Ausdruck der Stimme noch mal weitere 13%. Es rächt sich, wenn Pfarrer und Kirchenvorstände ignorieren, wie sie selbst oder andere auf ihre Gemeinde wirken. Einen Paulustext vor dem Gottesdienst mal eben zu überfliegen oder eine Predigt nur auszudrucken und damit dann auf die Kanzel zu steigen – das reicht nicht. Texte und Botschaften müssen überzeugend, lebendig und natürlich vorgetragen werden. Das geht nur, wenn sie zuvor verinnerlicht wurden. Dann spürt man, wofür das Herz brennt.

Bevor die ersten Worte fallen, hat jedoch oft schon der Raum gepredigt. Leider nicht immer einladend. Kirchenwände mit verstaubten Bastelwerken mehrerer zurückliegender Kinderbibelwochen vermittelnden schnell den Eindruck, unsortiert zu sein. Der Prediger Salomo lehrt, dass auch Wegwerfen seine Zeit hat. Wenn dies aufmerksam, beherzt und zugleich sensibel geschieht, werden sich neue Gottesdienstbesucher eher eingeladen fühlen und vielleicht auch wiederkommen.

 

 

 

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