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Text: Susanne Becker-Huberti
 

Susanne Becker-Huberti, geboren 1975, ist Redakteurin und Moderatorin bei domradio.de (www.domradio.de). Zudem leitet die Diplom-Journalistin Seminare in den Bereichen Journalismus und PR. Nach ihrem Volontariat beim WDR und einem Stipendiat beim Institut zur Förderung des journalistischen Nachwuchses (ifp) arbeitete sie erst fest angestellt, dann freiberuflich weiter für den WDR, später u.a. auch bei DRadio und domradio.de. Im Katholisch-Sozialen Institut (KSI) in Bad Honnef hat sie von 2003 bis 2007 das MedienkompetenzZentrum aufgebaut. Sie lebt mit ihrem Mann und drei Kindern in Bonn.


 
   
 

 

 

 

„Frau Becker-Huberti, Sie sind Journalistin und werden im Mai 2014 für das Erzbistum Köln einen Workshop zum Thema „PR? Auch das noch! Grundlagen der Pressearbeit“ leiten. Themen werden u.a. Pressemitteilungen und der richtige Umgang mit Journalisten sein. Was raten Sie konkret Kirchenleuten, wenn es um PR geht? Wie verständlich muss Kirche sein, die frohe Botschaft? Wie erreicht man seine Zielgruppe, seine Gläubigen? Wie wichtig ist Sprache und Ausdruck?“

 

Eine vor allem frohe Botschaft
„PR? Auch das noch…“, stöhnen Leitende Pfarrer, Mitglieder des Pfarrgemeinderats, Pastoralreferentinnen und manch andere im Chor. Sie haben schon genug um die Ohren! Stimmt. Aber Öffentlichkeitsarbeit ist kein Luxus, kein I-Tüpfelchen, schon gar kein lästiges Übel.

PR darf nicht da anfangen, wo der Rest halbwegs erledigt ist. Öffentlichkeitsarbeit muss in jeder Kirchengemeinde, in jedem Seelsorgebereich zum Alltag gehören. Die Akteure müssen sich über PR Gedanken machen, eine Strategie entwickeln und sie leben.

Öffentlichkeitsarbeit will Vertrauen zu schaffen. Das ist nötig, besonders angesichts der Situation von Kirche derzeit. Vertrauen kann, wer versteht. Noch mehr vertraut, dessen Herz berührt ist. Wir tun also gut daran, verständlich zu sprechen. Noch besser: Herzen zu berühren.


Gnade, wie geht das?
„Aber die frohe Botschaft an sich ist doch anrührend, begeisternd, sie spricht doch für sich! Wer sie hören will, kann das, zum Beispiel jeden Sonntag in der Heiligen Messe!“ Ein Teil der Menschen, ja. In einer Zeit jedoch, in der nicht mehr viele katholisch sozialisiert sind oder werden, braucht die frohe Botschaft neue Wege und Übersetzungen.

Fronleichnam, Pfingsten, was war da noch mal? Demut, Gnade, wie geht das? Können auch Katholiken nicht immer spontan sagen. Viele Kinder lernen im Kommunionunterricht erst das Kreuzzeichen. Palmstecken finden Nicht-Katholiken oft noch lustig, eine Prozession mit Monstranz schon ziemlich befremdlich. Wenn Kirche, wenn Religion für die meisten Menschen nicht mehr selbstverständlicher Teil des Lebens ist, gehen Wissen und Verständnis, Symbole und Brauchtum verloren.

Die Frage nach Sinn im Leben bleibt, Menschen suchen Antworten darauf. Kirche kann sie bieten! Wer für Kirche Öffentlichkeitsarbeit macht, muss darum in einer Sprache sprechen, die auch Nicht-Katholiken verstehen. Sie oder er muss Pfingsten oder Fronleichnam erklären (können) statt sich über das Unwissen von Journalisten aufzuregen, begeistern statt moralisch zu belehren, auf Augenhöhe kommunizieren und auch zuhören wollen.


Eine neue Einstellung zu PR
Öffentlichkeitsarbeit beginnt im persönlichen Gespräch. Insofern sind alle Akteure der Gemeinde an Öffentlichkeitsarbeit beteiligt. Wie sie wahrgenommen werden, ist entscheidend. Jeder Brief, das Aussehen des Kirchenvorplatzes und der Ruf der katholischen Kindertagesstätte - all das prägt das Erscheinungsbild. Ob die wichtigsten Personen als sympathisch und glaubwürdig wahrgenommen werden, ist allerdings wesentlich.

Für die Public Relations im engeren Sinne, die Entwicklung einer Strategie und vor allem deren Umsetzung muss eine Person verantwortlich zuständig sein. Häufig sind allerdings mehrere irgendwie neben anderen Tätigkeiten damit befasst, der Pastoralreferent zum Beispiel, die Pfarrsekretärin, ein Mitglied des Pfarrgemeinderats und der Leitende Pfarrer selbst. Das ist wenig hilfreich.

Sinnvoll ist, eine Person wird (wenn es geht: nur) mit Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beauftragt, kann sich u.a. mit Fortbildungen auf diese Funktion spezialisieren und hält die Fäden in der Hand. Sie ist verlässlicher Ansprechpartner für die Journalisten, sieht jeden Flyer vor der Veröffentlichung und hat Zeit für die Aktualisierung der Internetseite.


Frische Formen, gezielte Ansprache
In einem größeren Pfarrgemeindeverband ist fraglich, ob solch eine zentrale Aufgabe auf Dauer ehrenamtlich zu leisten ist. Immer häufiger wird dort wohl ein hauptamtlich Beschäftigter für PR zuständig sein – freilich in enger Zusammenarbeit mit den anderen Akteuren und möglicherweise verstärkt durch weitere (ehrenamtlich) PR-Engagierte.

Ein Pressesprecher, der sich wirklich auf diese Herausforderung konzentrieren darf, kann frische Formen von PR für die Gemeinde finden: die Fotogalerie auf der Internetseite, Flashmobs oder der Auftritt bei Facebook. Er muss natürlich die verschiedenen Teil-Öffentlichkeiten im Auge behalten und Zielgruppen ansprechen, die bislang gar nicht vorkamen - ohne die zu verprellen, die seit langem die Seele der Gemeinde bilden.

Er wird nicht, nachdem das Pfarrfest geplant ist, überlegen, wie nun eine Pressemitteilung formuliert werden kann. Dass Öffentlichkeitsarbeit schon bei den ersten Plänen für ein Event mitbedacht werden muss, weiß er. Er wartet auch nicht, bis mal ein Journalist was fragt, sondern sucht Anlässe, auf die Medien zuzugehen.


Sein oder Schein?
Wenn der Pressesprecher verständlich und selbstverständlich über Religion und Kirche spricht und wenn die anderen Akteure ebenfalls als glaubwürdig und sympathisch wahrgenommen werden, wächst Vertrauen. Zur Glaubwürdigkeit einer Person gehört natürlich wesentlich, ob das Handeln zum Reden passt.

Wer Wasser predigt und Wein säuft, pflegt eine Doppelmoral, die nicht nur vielen so genannten Kirchenfernen sauer aufstößt. Was für ein Auto fährt also der Pfarrer und steigt er für kurze Strecken auch aufs Rad? Es geht weder um Askese, noch um moralische Zeigefinger oder um Haarspalterei.

Vielmehr geht’s darum, was hinter der Fassade steckt, um nachvollziehbares Auftreten, echte Lebensfreude – gelebte Christlichkeit eben. Noch wichtiger, als rational begreiflich zu machen, warum wir Fronleichnam durch die Straßen schreiten, ist die Frage, ob wir echt, authentisch wirken.

In einer Zeit, in der – berechtigterweise - Sexuelle Gewalt, bischöfliche Protzereien und andere Skandale das öffentliche Bild von Kirche bestimmen, ist es umso wichtiger, daneben der frohen Botschaft ihren – angemessenen – Stellenwert zu geben. In den Gemeinden geschieht eine Menge Positives, es wäre viele gute Berichte, Reportagen, Interviews wert!


Menschen froher machen
Statt sauertöpfisch, engstirnig und verbissen maximal Insidertum zu pflegen, muss moderne Kirchen-PR überzeugend sein, Krisen konstruktiv angehen und immer wieder die frohe Botschaft in den Mittelpunkt stellen. „Frohe Botschaft“ ist wörtlich zu nehmen. Wir überzeugen, wenn wir glaubwürdige Vermittler dieser Botschaft sind, von Kopf bis Fuß, sonntags bis samstags, mit Gedanken, Worten und Werken.

Wir wissen von Paul Watzlawick, dass wir nicht nicht kommunizieren können. Darum macht Kirche, macht eine Gemeinde nicht „auch noch PR“, sondern sowieso – die Frage ist lediglich, welche.

Domradio.de, der Sender des Erzbistums Köln, der auch im Internet präsent ist, hat seit Pfingsten 2000 das Ziel, seine Hörer und User „ein bisschen fröhlicher, ein bisschen froher zu machen“. Ein gutes Ziel auch für Menschen, die in der Gemeinde und an anderen Orten für Kirche PR machen!

 

 

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