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Text: Pfr. Carsten Leinhäuser
 

Pfr. Carsten Leinhäuser (*1979) ist Priester im Bistum Speyer. Unter dem Motto „Mit Bibel, Stola & Kaffee“ betreibt er den Weblog www.vaticarsten.de. Nach dem Studium in Mainz und einer vierjährigen Kaplanszeit in Schifferstadt und Pirmasens ist er seit 2010 Ministrantenseelsorger und Leiter der Stelle „Dein Leben. Dein Weg. Berufe der Kirche“ im Bistum Speyer (www.dein-leben-dein-weg.de).


 
   

 

 

 

„Herr Leinhäuser, Sie sind Ministrantenseelsorger und Leiter der Stelle „Berufe der Kirche“ im Bistum Speyer. Inwiefern kann man diese „Zielgruppen“ mit Social Media erreichen? Wie unterscheidet sich die Online- von der Offline-Kommunikation auf dem kirchlichen Gebiet?“

Als ich im Herbst 2010 mit der Arbeit an meinen beiden Stellen in der Abteilung Jugendseelsorge in Speyer begann, habe ich mir eine ähnliche Frage gestellt – allerdings noch mal deutlich verschärft: Wie kann ich überhaupt die jungen Menschen erreichen, für die ich zuständig bin?

Vorher, in meiner Kaplanszeit war das recht klar. Ich bin den MinistrantInnen und Jugendlichen vor Ort Face-to-Face begegnet. Wir hatten ständig miteinander zu tun, waren durch Gruppenstunden, Treffen, Gottesdienste und Aktionen gut miteinander vernetzt. Jetzt saß ich plötzlich in einem kleinen Büro im dritten Stock eines großen weißen Kastens irgendwo in Speyer – weit weg vom Alltag der MinistrantInnen und der Jugendlichen. Wie kann ich von hier aus knapp 8.000 „Minis“ erreichen? Wie kann ich Kontakte zu jungen Menschen knüpfen, die auf der Suche nach ihrer Berufung sind?

Dass mir dabei Social Media, insbesondere Facebook, eine große Hilfe ist, habe ich eher durch Zufall entdeckt. Nach den ersten Veranstaltungen kamen immer mehr „Freundschaftsanfragen“ bei mir an. Jugendliche, die mich z.B. bei einer Schulung für Minis oder bei einem Angebot von „Berufe der Kirche“ kennengelernt haben, wollten sich auch darüber hinaus mit mir vernetzen.

Was für eine geniale Chance! Da sind junge Menschen, die interessiert sind an dem, was ich mache. Sie suchen aktiv den Kontakt und wollen von sich aus auf dem Laufenden bleiben. Sie erzählen sogar ihren FreundInnen von unseren Veranstaltungen und werben dafür. Es wäre schlichtweg blödsinnig, diese Chance nicht wahrzunehmen.

Ich entschied mich für zwei Handlungsoptionen: 1.) Ich selbst stelle Jugendlichen keine „Freundschaftsanfragen“ – die Initiative kann nur von ihnen selbst ausgehen. 2.) Ich trenne nicht zwischen „beruflichem“ und „privatem“ Account. In vielen Fällen mag eine Trennung sinnvoll sein. Für mich habe ich gemerkt, dass es der Vernetzung mit den jungen Menschen gut tut, wenn sie mir auf Facebook auch als Privatperson begegnen.

Mittlerweile gibt es auch zwei Facebook-Seiten: www.facebook.com/berufederkirche und www.facebook.com/minis.speyer. Deren Wahrnehmung würde ich vorsichtig als „mittelmäßig“ bezeichnen. Es gibt jeweils knapp 160 bzw. 220 Fans, die nur sporadisch mit den Seiten interagieren. Ein krasses Gegenteil zur Kommunikation, die über meinen Privataccount läuft: Hier reagieren Jugendliche, sie kommentieren und liken Artikel, Posts und Veranstaltungen. Ein einfacher Workflow sorgt dafür, dass meine Zielgruppen trotzdem an alle wichtigen Infos kommen: Neuigkeiten und Veranstaltungen werden zunächst auf unseren Homepages und auf den Facebookseiten veröffentlicht. Danach teile ich sie über meinen privaten Account. Diese Methode hat sich bewährt und funktioniert sehr gut. Ein Beispiel: Anfang des Jahres habe ich Werbung für eine Taizéfahrt im Herbst gemacht und diese zunächst nur auf Facebook veröffentlicht und „privat“ geteilt. Innerhalb einer Woche haben sich auf diesem Weg 15 Jugendliche angemeldet...

Kann man als Ministrantenseelsorger und in der Berufungspastoral junge Menschen per Social Media erreichen? Auf jeden Fall! Social Media ist sogar einer der wichtigsten Vernetzungspunkte mit meiner Zielgruppe. Neben der Online-Kommunikation darf jedoch der direkte Kontakt auf keinen Fall fehlen oder zu kurz kommen! Gäbe es keine Veranstaltungen, bei denen wir uns begegnen und austauschen, würde das Interesse schnell einschlafen. Social Media ist die Brücke zwischen den Face-to-Face-Begegnungen. Hier erfahren die Jugendlichen, was es „Neues“ gibt und machen von sich aus Werbung bei ihren FreundInnen.

Als Seelsorger öffnet mir Social Media noch eine weitere Tür zu jungen Menschen, an der immer öfter „angeklopft“ wird: Jugendliche aus meinen Zielgruppen und darüber hinaus sprechen mich auf diesem Weg an, um Rat zu suchen. Sie stellen mir ihre (Lebens-) Fragen per Facebook-PM und suchen nach Begleitung. Manche von ihnen kenne ich gar nicht – sie finden mich über ihre FreundInnen. So habe ich schon seelsorgliche Gespräche mit Jugendlichen aus den USA oder aus Frankreich geführt, die per Facebook nach einem Seelsorger gesucht haben.

Per Social Media kann Kirche dabei sein – mitten im Leben von jungen Menschen. Nicht anonym, nicht hinter Kirchenmauern, sondern direkt – mit einem Gesicht. Face-to-Face.

 

 

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