Startseite Ausgabe 06 | offen - heimlich - Wie kommuniziert man heute Liebe?
   
 
Text: Michael Kleine  
Michael Kleine, leitet seit 14 Jahren bei MISEREOR die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Zuvor hat er in der Industrie gearbeitet. MISEREOR wurde 1958 als Hilfswerk der katholischen Kirche Deutschlands gegründet und hilft dort, wo Armut und Unterdrückung am größten sind.
 
   
 

„Liebe hat elementar mit der Geste und der Haltung des Teilens zu tun. Sie betreiben umfangreiche Anstrengungen in der Öffentlichkeitsarbeit, um Menschen den Sinn und das Glück des Teilens nahe zu bringen. Was sagen Sie aus dieser professionellen Erfahrung heraus: Wie motiviert man Menschen am besten zum Teilen?“

Warum teilen Menschen? Wie motiviert MISEREOR Menschen dazu, etwas von sich zu geben? Um dies zu verstehen, muss man zu den Anfängen der Christenheit schauen. Das Wunder der Brotvermehrung (Mk 8,2), das MISEREOR seinen Namen gegeben hat, zeigt uns, dass Menschen teilen, weil sie sich als Gemeinschaft verstehen. Gott liebt jeden Menschen in gleicher Weise, jeder Einzelne hat das gleiche Recht. Es ist aber nicht Gott allein, der diesen Plan aus sich heraus erfüllt, sondern die Gemeinschaft. In diesem Sinne handeln auch unsere Spender. Sie fühlen sich geliebt, wissen um das Glück, das sie haben, und wollen ihren Teil dazu beitragen, die himmlische Gerechtigkeit schon im Diesseits zu verwirklichen.

Göttliche Liebe ist selbstlos. Sie gibt, ohne zu erwarten. Dennoch ist es menschlich und verständlich, dass unsere Spender wissen wollen, was ihre Unterstützung bewirkt. Sie wollen sich sicher sein, dass wir seriös arbeiten, und dass unsere Hilfe den Armen zugute kommt unabhängig von Religion Rasse und Geschlecht.  Deshalb berichten wir intensiv über unsere Projektarbeit, thematisieren aber gleichzeitig auch die Ursachen für Not und Verelendung. Wir bemühen uns, die Wirksamkeit unserer Projekte sowie die sinnvolle Verwendung der uns anvertrauten Gelder vollkommen transparent zu machen. Die Gewissheit, dass der eigene Beitrag, sei er groß oder klein, nachhaltig und umfassend Not bekämpft, ist für unsere Spender wichtig. Die ehrliche Rückmeldung über das bisher erreichte, auch über mögliche Schwierigkeiten, ist eine enorme Motivation, sich weiter einzusetzen.

Einen besonderen Zugang zum Teilen eröffnet zudem das christliche Fasten. Die Fastenzeit ist MISEREOR-Zeit, denn der Verzicht und die Besinnung auf das Wesentliche eröffnen uns den Blick auf die wahren Werte im Leben. Diese Erfahrung ist untrennbar mit dem Teilen verbunden.
So ist in 50 Jahren eine Bewegung entstanden, in der unzählige Menschen sich ehrenamtlich in Gemeinden, in Aktionen, mit ihrer Zeit, aber auch mit sehr vielen Spenden, für die Armen im Süden engagieren. Dafür sind wir sehr dankbar.

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